Säulenschaft, vermutlich von einer Jupitergigantensäule

Das 1,29 m lange und 55 cm dicke Säulenstück gehört nicht zu den schmaleren Portikussäulen. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um den Schaft einer Jupitergigantensäule, wie sie gerade in römischen Gutshöfen der Rheinregion in großer Zahl anzutreffen sind.

 

Abb.: Jupitergigantensäule von Mosbach‑Diedesheim, Odenwald

 

 

 

  

 

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Aufbau von unten nach oben:

 

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Eine Jupitersäule besteht aus einem viereckigen, ca. 1m hohen Sockelstein, dem Viergötterstein, auf dem in der Regel Juno, Minerva, Herkules und Merkur dargestellt sind.

 

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Darüber befindet sich ein sechseckiger Wochengötterstein mit Darstellung des Saturn, Sinnbild für Samstag, Sol für Sonntag, Luna für Montag, Mars für Dienstag, Merkur für Mittwoch, Jupiter für Donnerstag und Venus für Freitag.

 

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Darüber erhebt sich die glatte oder mit Schuppenblättern versehene Säule mit Kapitell.

 

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Als Säulenbekrönung ist der reitende Gott Jupiter dargestellt, der einen schlangen­beinigen Giganten niederreitet.

 

 


Meist werden solche Säulen - wie Weihungen insgesamt - aufgrund eines Gelübdes ex voto solvit errichtet. Die Häufung solcher Säulen im ländlichen Bereich spricht für einen Bezug zum bäuerlichen Leben: Werden und Vergehen und die Abläufe der Zeit werden mit dieser Säule manifestiert.

Das religiöse Leben der Landbewohner dürfte sich weitgehend im Bereich des Gutshofes selbst abgespielt haben. Eine Vielzahl von Götterweihungen mit bildlichen Darstellungen im Umfeld der villae rusticae belegt dies. Natürlich gab es auch zentrale Heiligtümer, die sich auf Berggipfeln, an Quellen, Straßenkreuzungen in oder am Rand zentraler Siedlungen oder an anderen Stellen befunden haben. In den Gutshöfen gab es für die einzelnen Götter neben regelrechten kleinen Tempelanlagen sicherlich auch einfache Plätze zur Aufstellung von Weihesteinen. Die Stifternamen geben uns vielfach Hinweise auf die Namen von Gutshofbewohnern.

Der orientalische Mithraskult ist recht häufig im ländlichen Bereich bezeugt. Neben Neustadt-Gimmeldingen finden sich in Bad Dürkheim-Ungstein, Kindenheim und Rockenhausen direkte oder indirekte Belege. Das Christentum wird auf dem Lande recht spät Einzug genommen haben. Dafür spricht auch die lange noch von den Landbewohnern durchgeführte Sitte der Grabbeigaben, während in den städtischen Siedlungen längst schon ohne Beigaben beigesetzt wurde.

 

Keltisch-römische Gottheiten der Landbevölkerung

 

Amor = Alter Naturgott, Gott der Liebe, Bacchus = Weingott, Diana = Wald- und Jagdgöttin, Epona = Keltische Pferde- und Maultiergöttin, Fortuna = Göttin des Erfolges, Genien = Persönliche Schutzgötter, Hammergott = Keltischer Gott Sucellus, Gott der Unterwelt und der Vegetation, Herkules = Heros, vielfach als einheimischer Gott des Verkehrs und der Straßen, Juno = Römische Hauptgöttin, Himmelsgöttin, Jupiter = Römischer Hauptgott, Leucetius = Keltischer Gott, Mars gleichgesetzt, Luna = Mondgöttin, vielfach auch als Diana, Maia siehe Rosmerta, Manen = Totengötter, Mars = ursprünglich Saat- und Erntegott, Kriegs- und Siegesgott, Matres‑Matrones = Schutz-, Mutter-, Fruchtbarkeits- und Segensgöttinnen, Merkur = Gott des Handels, Gewerbes und des Reichtums, Minerva = Römische Hauptgöttin, Göttin des Handels und des Gewerbes, Mithras = Persischer Sonnen- und Lichtgott, Nantosuelta = Keltische Göttin gleich Diana, Nemetona = Keltische Göttin, Partnerin des (Mars)-Leucetius, Penaten = Haus- und Familiengötter, Radgott = Einheimischer Himmelsgott = Jupiter, Rosmerta = Keltische Fruchtbarkeitsgöttin, Silvanus = Italischer Wald-, Feld- und Wiesengott = keltischer Sucellus, Toutenus = Keltischer Gott = Mars, Venus =Griechische Liebesgöttin, Victoria = Römische Siegesgöttin, Vulkan = Gott des Feuers und der Schmiede, Wöchengötter = Saturn, Sol, Luna, Mars, Merkur, Jupiter und Venus.

 



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