"Wer gräbt, der findet!" - unter diesem Motto steht die Entdeckungsgeschichte der Wachenheimer Villa rustica. Während der Flurbereinigungmaßnahmen im Jahr 1980 kamen unerwartet die Reste des römischen Gutshofs zutage. Die fast vollständige Villa rustica mit ihren spektakulären Funden ist heute als Kulturdenkmal von großem Wert, gibt sie uns doch Aufschluss über das Leben und Arbeiten der Römer in Wachenheim. Es folgten fast 10 Jahre, in denen die Archäologen beinahe das gesamte Hofgelände ausgraben konnten. Mit der Restaurierung der freigelegten Mauerzüge blieb dieses herausragende Zeugnis römerzeitlicher Siedlungsgeschichte der Nachwelt erhalten.
Die Bedeutung der Wachenheimer Römervilla liegt nicht nur in der stattlichen Größe der Anlage selbst, sondern vor allem in ihrer weitgehenden Vollständigkeit. Neben dem großen Herrenhaus sind nahezu alle Wirtschaftsbauten erkennbar. Die zahlreichen freigelegten Details fügen sich zu einem Gesamtbild ländlicher Besiedlung mit allen Aspekten landwirtschaftlicher Produktion.
Der Erhalt dieses einzigartigen Kulturdenkmals ist neben Fördergeldern und Spenden vom Verkauf unserer sehr umfangreichen und bebilderten Broschüre abhängig. In unserem Schaufenster zeigen wir, welche Arbeiten im Laufe eines Jahres durchgeführt werden.
Der säulengetragene Schutzbau über dem Keller wurde notwendig, da Starkregen auf Dauer das Fundament zerstört hätten. Vom Land Rheinland-Pfalz und der Stadt Wachenheim kamen Zuschüsse in eine Gesamthöhe von 55.000€, ein Teil wurde vom Förderkreis selbst aufgebracht und durch eigene aktive Arbeiten eingespart. Planung und Bauleitung blieben dank großzügigem Entgegenkommen der Architektur- und Ingenieurbüros kostenfrei.
Keller als Vorratsräume fanden sich in vielen römischen Bauten, jedoch nie über die gesamte Fläche sondern nur als kleiner, unterirdischer Raum. Der Keller der Wachenheimer Villa rustica hebt sich angesichts seiner Größe und qualitätsvollen Bauweise von vergleichbaren Bauten ab und gehört zu den größten bekannten Kellern entlang des Rheins.
Reberziehungen wie in römischer Zeit wurde an der Haardt bis ins 19.Jahrhundert ausgeübt. Im Gegensatz zum Bockschnitt, wo die Rebe ohne Stütze auskommt, werden beim offenen Kammerrahmen niedrige Robinienpfähle mit Kastanienzweigen verbunden. Es entsteht ein Kammertwingert. Diese Form der Reberziehung ist durch den Einsatz von maschinell hergestelltem Draht leider verschwunden.
Die Beisetzung in einem Steinsarg konnten sich wohl nur Gutsbesitzer leisten. Auf dem Gelände fand man Reste zweier Grabdenkmäler (siehe kleinere Fotos oben). Der gelbe Sandstein zeigt den geflügelten Gott Amor. Die Platte mit der Löwentatze lässt darauf schließen, dass der dargestellte Löwe wohl überlebensgroß gewesen sein muss. Beide Grabmalreste stammen aus dem 2.Jahrhundert, der Blütezeit der römischen Bildhauerkunst.